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Kurt und das Schwein |
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Eine legendäre Gestalt des Regimentes ist sicherlich unser Kamerad Kurt Wegner. Es ist nicht nur der Schießplatz in Gelobtland, in dessen Auf– und
Ausbau Kurt über Jahrzehnte sein ganzes Herzblut gesteckt hat, sondern auch viele Anekdoten, die man sich mit einem Schmunzeln heute noch gern erzählt.
Dabei geschieht das mit einer großen Portion Achtung vor seiner Person.
Viele Kameraden werden sich sofort an „Rosi“ das Wildschwein in Gelobtland erinnert haben, als sie den Titel der Geschichte lasen. Ende der siebziger
Jahre wurde es als verletzter Frischling im Zielgelände gefunden. Schnell war ein Gatter gebaut, der Frischling „Rosi“ genannt und nicht nur
gesund gepflegt, sondern im Verlaufe von zwei Jahren zu einem stattlichen Schwein gefüttert. Mancher von uns ist am Sonntag mit Kind und Kegel und Küchenabfällen
hinaus gefahren. Nicht nur die Soldaten des Schießplatzes haben sie liebgewonnen!
So und nun kommt die „Story“:
Als Regimentskommandeur hatte ich 1980 die Idee, meine „Vorgänger im Amt“, wie man heute sagen würde, zu einem Treffen einzuladen. Na ja, und so etwas muss natürlich
auch sichergestellt werden. Also kam da so ein Gedanke auf: „man könnte doch die ... am Spieß ...!“ Um nicht sofort eine Ablehnung zu erhalten, fuhr ich hinaus zu
Kurt und im Gespräch fragte ich, wie man so sagt, von hinten herum, „Sage mal Kurt, kennst du eigentlich alle Kommandeure, ich meine vom ersten ... bis ...!"
„Ich kenn se alle, Rexin und ... " und Kurt wurde immer größer vor Stolz! Also kam ich nun mit meinem Anliegen und schlug vor, dass er zum geplanten Treffen
einen wesentlichen Beitrag leisten könnte ... , " und ich mir vorstellen könnte, nach einer Besichtigung, denn es hat sich unter deiner Führung ja so viel verändert,
also da könnte man doch als Abschluss die Rosi, so zu sagen als Festschmaus am Spieß ...".
Ruckartig verfinsterte sich seine Miene. „Da muss ich erst das Kollektiv fragen“, murmelte er entsetzt, machte kehrt und verschwand in seine Kommandantur!
Es vergingen nicht nur Tage, sondern Wochen, an denen ich nichts von ihm sah oder hörte! Plötzlich klingelte das Telefon. „Das Kollektiv hat NEIN gesagt!“, schalte es ohne
jegliche weitere Erklärung aus dem Hörer und es wurde aufgelegt!
Also, das Treffen verlief ganz prima, die ehemaligen Kommandeure wurden auch ohne Rosi satt. Alle alten „Kämpfer“ des Regiments haben sich gefreut, mit ihnen gemeinsam
ein Wiedersehen zu feiern und sich an alte Zeiten zu erinnern. Bei der Besichtigung in Gelobtland hat Kurt jedoch wohlweislich einen großen Bogen um das Gatter gemacht,
da er sich möglicherweise nicht sicher war, ob er für sein „Nein“ Lob geerntet hätte!
Es vergingen zwei, drei Wochen, da lief mir Kurt mehr als schlecht gelaunt über den Weg. Auf meine Frage, ob es Probleme gäbe, antwortete er mit Tränen in den Augen:
„Sie is weg, abgehauen in den Staatsforst!“
Mit einem leichten Grinsen habe ich geantwortet: „Siehste, Kurt, da hätten wir sie auch am Spieß braten können! Unsere ehemaligen Kommandeure und die alten
Kämpfer des Regiments hätten sich es schmecken lassen!“
Aber ehrlich, die Idee, unsere Rosi zu schlachten, war schon blöd oder nicht?
Und die Idee hatte eben Volker Bednara!
Quelle: Volker Bednara - November 2013 |
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